Prüfungsangst – wie überwinden?

Prüfungssituationen sind nicht nur in der Schule ein Thema. Auch im Studium und später in Weiterbildungen und Masterprogrammen, ja eigentlich das ganze Leben lang wird man mit dem Problem konfrontiert, in Prüfungen auf den Punkt konzentriert sein zu müssen. Nicht selten kann sich richtige Angst vor diesen Situationen manifestieren. Oft schleifen die betreffenden Personen ihre Prüfungsangst von der Schulzeit durch die folgenden Jahre und bekommen sie nie richtig in den Griff. Wie bei jeder Form von Angst wird es mit der Zeit nicht besser, außer man findet effektive Wege, um sich ihr zu stellen und sie zu überwinden.

Angst generell ist nicht schlimm. Wer vor Prüfungen Angst bekommt durchläuft einen völlig normalen Prozess, der evolutionär bedingt ist. Mit Hilfe dieser Emotion wird der Geist schärfer und die Leistungsfähigkeit gestärkt. Wissen kann also effektiver aufgenommen und verarbeitet werden. So zumindest die Theorie. Ein Übermaß an Angst kann aber genau das Gegenteil bewirken. Es hemmt und macht träge. Im schlimmsten Fall tritt eine Art Vermeidungshandeln ein. Um das unangenehme Gefühl der Angst nicht mehr zu erleben werden die auslösenden Situationen gemieden. In dem Fall würde man also die Prüfung schwänzen und das Studium in Gefahr bringen. Spätestens wenn Angst dazu führt, dass wichtige Situationen gemieden werden, sollte man handeln.

Prüfungsangst im weiterbildenden Studium

Wer im Master oder anderen weiterbildenden Studienangeboten vor Prüfungen steht, der sollte eigentlich kein Frischling auf dem Gebiet mehr sein. Um so weit zu kommen muss man ja schon mehrere Prüfungssituationen im Leben erfolgreich durchlebt haben. Der Gedanke liegt nahe, dass durch die Routine der früheren Prüfungen keine Angst mehr auftritt. Außerdem sollte doch die Berufs- und Lebenserahrung dafür sorgen, dass solche Situationen mit einem müden Lächeln absolviert werden. Trotzdem kann die Prüfungsangst auch bei erfahrenen Lernern zum echten Problem werden und das vor allem, wenn frühere Ängste nicht wirklich überwunden wurden. Wer zum Beispiel vor früheren Prüfungen mit Beruhigungsmitteln, wie Tabletten oder Alkohol gearbeitet hat, der wird auch im weiterbildenden Studium wieder vor den gleichen Problemen stehen. Die Angst wurde nicht überwunden. Sie wurde nur mit Tricks unterdrückt.

Gerade bei Berufstätigen sieht man oft eine Art Rückfall in alte Muster, wenn es wieder ans Lernen und Geprüft-werden geht. Die Belastungen im beruflichen Alltag unterscheiden sich doch stark von denen, die in einer akademischen Prüfungssituation lauern. Im Beruf regieren eher Routine und wiederkehrende Aufgaben. Im Studium muss man sich dann wieder mit völlig neuen Inhalten beschäftigen. Das kann schonmal zu Stress und Angst vor Prüfungssituationen führen.

Wie äußert sich Prüfungsangst?

Oft beginnen die Anzeichen schon lange vor der eigentlichen Prüfung. Folgende Signale sollte man genauer betrachten:

  • Unsicherheit, Unlust, Antriebsarmut…
  • Bei diesen Anzeichen ist es schwer einzuschätzen, ob es wirklich mit Prüfungsangst zusammenhängt. Unlust und Antriebsarmut können ganz normal sein, wenn die Prüfung näher rückt, und man sich zum lernen zwingen muss. Unsicherheit ist schon eher problematisch. Wer sich nicht gut vorbereitet fühlt, der wird dies durch Unsicherheit ausdrücken. Das kann die Angst vor der Prüfung begünstigen. Hier liegt schon ein die halbe Lösung verborgen. Die Unsicherheit kann durch effektives Lernen deutlich reduziert werden.

  • Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Einschlafstörungen…
  • Die Klassiker vor Prüfungen sind Bluthochdruck und Einschlafstörungen. Problematisch ist das Ganze, weil es einen selbstverstärkenden Charakter hat. Wer wenig schläft wird am nächsten Tagt größere physische Probleme, wie Kopfschmerzen oder Bluthochdruck haben. Bluthochdruck stört wiederum beim Einschlafen und so weiter – ein Teufelskreis. Schlafmittel oder Alkohol können diese Probleme bestenfalls für den Augenblick in den Griff kriegen. Mittel- und langfristig wirken sie weiter schädigend und spitzen das Ganze zu. Besser sind hier Entspannungstechniken und / oder Sport. Eine halbe Stunde lockeres Joggen an der frischen Luft kann wahre Wunder wirken.

  • Denkblockaden, fehlende Aufmerksamkeit, häufiges Abgelenktsein…
  • Diese Punkte sind natürlich problematisch, wenn man unbedingt jede Menge Wissen aufnehmen muss. Das Gehirn scheint zu rebellieren. Es geht nix mehr rein. Nicht selten kann es durch diese Faktoren auch zu Panik und weiteren Angstphänomenen kommen. Auch hier gibt es wieder den verstärkenden bzw. gegenseitig bedingenden Effekt. Wer merkt, dass er den Stoff nicht gut aufnehmen kann, der gerät unter Umständen in Panik und wird so erst recht mit Gedächtniseinschränkungen klar kommen müssen. Panik blockiert natürlich auch den wachen Geist.

Was kann ich selber tun?

Sicherlich gibt es Wege, wie man aufkommende Angst in den Griff bekommt, ohne auf fremde Hilfe zurückzugreifen. Wenn man aber den Eindruck hat, dass es nicht klappt, dann sollte man sich nicht scheuen, externe Angebote in Anspruch zu nehmen.

Lernen strukturieren

Ein typischer Auslöser für Stress und Prüfungsangst ist der geballte Lerndruck kurz vor den anstehenden Prüfungen. Wer die ganze Lernarbeit erst jetzt beginnt, der kann aufgrund der Fülle des Stoffes und der immer näher rückenden Prüfung leicht von der Angst übermannt werden. Natürlich gibt es auch viele Menschen, denen dieser Zeitdruck nichts ausmacht und die erst so zur Hochform auflaufen. Wer aber weiß, dass er Probleme mit Angst vor Prüfungen bekommen kann, der sollte sich durch einen strukturierten Lernplan einfach effektiver vorbereiten. Schon ab den ersten Wochen des Master- oder Fernstudiums sollte der Stoff nachbereitet und gelernt werden. Idealerweise führt diese gute Vorbereitung dazu, dass die Angst gar nicht auftritt oder nur minimal störend wirkt.

Entspannungstechniken nutzen

Kommt es beim Lernen oder direkt vor der Prüfung zu schwierigen Situationen, dann kann man diese Angst durch diverse Entspannungstechniken in den Griff bekommen. Autogenes Training, Meditation, Yoga, Bauchatmen usw. sind nur einige der möglichen Verfahren. Wie überall gilt aber, wer es nicht richtig macht, der wird keinen Effekt sehen. Oft kann es schon sehr hilfreich sein, sich in einer entspannenden Umgebung zu bewegen. Wer im kleinen Kämmerchen vom Lernkram übermannt wird, der sollte einfach mal raus an die frische Luft. Auch entspannende Musik oder ein erholsames Bad können hier wahre Wunder wirken. Einige Tipps und Anregungen für Entspannungstechniken gibt es hier.

Sport

Es klingt zu einfach um wahr zu sein. Aber Sport ist ein echter Heilsbringer. Das gilt auch für Denkblockaden und Angst. Eine Runde Joggen, ein paar Kilometer auf dem Heimtrainer oder ein Stündchen im Fitnessstudio helfen dabei, die Alltagssorgen zu vergessen und abzuschalten. Das kann sich auf den Erfolg bei Prüfungsvorbereitungen sehr positiv auswirken. Auch Angst kann so verhindert oder bekämpft werden.

Positiv umdeuten

Prüfungsangst wird oft durch eine Fülle negativer Gedanken und Emotionen ausgelöst und verstärkt. Die Gedanken, die dabei im Kopf ablaufen führen unweigerlich in einen Teufelskreis. „Es ist schon zu spät, um noch alles rechtzeitig zu schaffen“, „Ich bin einfach nicht geeignet für das Studium“, „Ich bin zu alt, um das noch hinzubekommen“. So oder so ähnlich könnten die inneren Dialoge oder Monologe ablaufen. Plötzlich hat man eine halbe Stunde mit solchen sinnlosen Gedanken verschwendet und merkt, dass die Lernzeit noch einmal knapper geworden ist. Das führt wieder zu Panik und zu Denkblockaden. Wie überall im Leben kann man negative Gedanken auch positiv umdeuten. Schon allein durch das innerliche durchdenken der posititven Deutungen kann sich eine Änderung des Zustandes ergeben. Man ist also nicht zu alt, sondern hat jede Menge Erfahrung und einen klaren Vorteil gegenüber jüngeren Studenten. Genauso ist es nicht das Studium, für das man nicht geeignet ist, sonst wäre man nie so weit gekommen. Zu spät ist es auch nicht, sondern es bleiben noch genug Tage, um den Stoff einzutrichtern.

Im Endeffekt muss jeder für sich entscheiden, was ihm wirklich weiterhilft. Das positive Umdeuten ist doch ein sehr theoretisches Konstrukt und schwierig umzusetzen. Sport kann hingegen schnell und wirksam sein. Wenn die Probleme einfach nicht in den Griff zu bekommen sind, dann sollte man sich nicht vor externer Hilfe scheuen. Viele Hochschulen bieten psychosoziale Beratung an, es gibt Online Beratungsstellen oder Telefonberatung. Auch der Weg zum Psychotherapeuten kann eine Lösung sein.