Wie lerne ich richtig?

Wer sich in einem Fernstudium oder einer akademischen Weiterbildung befindet, der wird den Prozess des Lernens anders für sich definieren müssen, als er das noch in der Schule musste. Das geht schon bei den Vorgaben, was zu lernen ist, los. In der Schule wurden klare Vorgaben von Seiten der Lehrer getätigt. Es war somit klar, was genau gelernt werden muss und es war auch klar bis wann es gelernt werden muss. Mit Hausaufgaben, Übungen und vor allem Testtaten wurden die Lernprozesse quasi von außen erzwungen. Wer alle paar Wochen gezwungen ist, sich auf einen Teil des Stoffes vorzubereiten, weil dieser im Test abgefragt wird, der lernt natürlich automatisch effektiver auch im Hinblick auf das Beherrschen des gesamten Stoffes.

Bei Master oder Fernstudium sieht das ein wenig anders aus. Im fortgeschrittenen Stadium der akademischen Weiterbildung wird von Außen kaum noch darauf motivational eingewirkt, dass man lernt. Hier muss der Drang zum regelmäßigen Lernen voll aus der inneren Motivation geschöpft werden. Sicher wurde mit der Einführung der Abschlüsse Bachelor und Master auch versucht, die Studierenden zu häufigeren Zwischentests zu zwingen. In Deutschland ist das aber längst nicht bei allen Studiengängen auch wirklich der Fall.

Zunächst: Wie nehme ich Wissen am besten auf?

Die Zeit ist knapp, wenn man neben dem Vollzeitjob ein Fernstudium oder einen Master absolviert. In dieser knappen Zeit muss der umfangreiche Stoff effektiv gelernt werden. Damit das auch erfolgreich funktionieren kann, muss man sich im Klaren darüber sein, wie man selber den Stoff am besten verarbeiten kann.

Folgende Lerntypen kann man grob unterscheiden:

  • Lernen durch Verbalisieren / Reden
  • Manche Menschen können Wissen zum einen besser aufnehmen, indem sie es sich selber vorsagen (laut oder auch innerlich). Zum anderen können sie den Stoff auch besser verinnerlichen, indem sie ihn immer wieder verbalisieren.

  • Lernen durch Zuhören
  • In dem Fall kann der Stoff besser aufgenommen werden wenn man ihn vorgetragen bekommt. Wer diese Form der Wissensaufnahme bevorzugt, der kann zum Beispiel schon in Vorlesungen erfolgreich Stoff aufnehmen und verinnerlichen.

  • Lernen durch Wiederholen
  • Das einfache Wiederholen von Lerninhalten ist eine typische Strategie. In der Schule wurde dies zum Beispiel beim Einlernen von Vokabeln verwendet. Manche Menschen können durch häufiges Wiederholen auch komplexe Inhalte gut aufnehmen und verarbeiten. Probleme können sie bekommen, wenn in der Prüfung der Stoff nicht 1zu1 abgefragt wird, sondern die Fähigkeit zum Querdenken bzw. anwenden desselben gefragt ist.

  • Lernen durch Verstehen der Hintergründe und Zusammenhänge
  • Eine nichtssagende Formel oder eine trockene Theorie kann man auch versuchen zu verstehen, indem man die Hintergründe und Zusammenhänge betrachtet und versteht. Wer das Große und Ganze dahinter überblickt und die Formel so zum Beispiel herleiten kann oder versteht, warum die Theorie überhaupt aufgestellt wurde, der kann auch den Lernstoff selber gut verinnerlichen.

  • Lernen durch Emotionen
  • Manche Menschen sind einfach Gefühlsmenschen. Diese tun sich dann oft schwer mit dem Lernen durch einfaches Wiederholen oder Verstehen. Logik ist nicht gerade ihre Stärke. In dem Fall kann es besser mit dem Lernen funktionieren, wenn man Gefühle ins Spiel bringt und Lerninhalte mit Emotionen verknüpft.

  • Spielerisch Lernen
  • Das Lernen durch Spiele ist nicht nur für den Kindergarten oder die Grundschule interessant. Auch im Erwachsenenalter können komplexe Sachverhalte durch einfache Spiele gut visualisiert und so auch besser verinnerlicht und gemerkt werden.

Aus diesen verschiedenen „Lerntypen“ sollte man den oder die auswählen, mit denen man selber am besten klar kommt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass jeder, der schon mit fortgeschrittenen Lernprozessen zu tun hatte sich in einem oder mehreren dieser Lerntypen wiederfindet. Wer saß nicht schonmal im Hörsaal und hatte das Gefühl, dass er seine Zeit verschwendet – in der gleichen Zeit hätte er viel effektiver in der Bibliothek den Stoff eigenständig über Verstehen der Zusammenhänge erarbeitet. Genauso werden viele sich im Lerntyp des häufigen Wiederholens wiederfinden. So mancher Studierende hat diese Strategie bis zum Hochschulabschluss erfolgreich durchgezogen.

Wie lerne ich richtig und nutze meine Lerntypen?

Im besten Fall konnte man sich Klarheit verschaffen, über welche der genannten Lernstrategien man den Stoff am besten aufnehmen kann. Nun ist die Frage, wie das in der knappen Zeit, die für das Fernstudium oder den Master bleibt, auch umgesetzt werden kann.

Vorgehen nach Lerntyp

Verbalisieren:

  • Stoff laut aufsagen
  • Quasi-Dialog führen und Stoff diskutieren (Rolle des Gegners und Befürworters selber einnehmen und Argumente bringen)
  • Stoff als Vortrag vor imaginärem Publikum halten (z.B. vor Spiegel)

Zuhören:

  • Evtl. Stoff auf Band sprechen und abhören
  • Virtuelle Vorlesung hören
  • Aktiver Umgang mit Lernstoff

Wiederholen:

  • Mit Karteikarten arbeiten und Stoff immer wieder Lesen (auch in Situationen des Alltags)
  • Zwischendurch immer wieder einzelne Punkte im Kopf wiederholen
  • Vor Einarbeiten in neue Inhalte bekannte wiederholen

Verstehen:

  • mehrere Bücher, Schriften usw. zu ein und demselben Lerninhalt lesen (Zeitlich aufwendig aber eröffnet verschiedene Perspektiven und erleichtert das Verstehen)
  • Querdenken und bereits Gelerntes mit den neuen Inhalten vergleichen (selber Prüfungsfragen Formulieren, in denen z.B. Theorien verglichen werden)
  • Eigenständig den neu gelernten Stoff auf die Praxis anwenden (z.B. neue Theorie zur Werbewirkung gelernt – gleich an einem TV Spot anwenden und so besser verstehen

Emotionen:

  • Lerninhalte mit Emotionen verknüpfen (z.B. Euphorie wenn man eine Theorie verstanden hat)
  • Lernen mit Freude – positive Stimmung durch angenehme Umgebung z.B. erreichen
  • Negative Emotionen nutzen – z.B. Hass

Spiel:

  • Lernziele festlegen und bei Erreichen Belohnung
  • Komplexe Sachverhalte mit Figuren nachstellen und spielen